Wirtschaftlichkeit deutscher Golfanlagen: Nach wie vor unattraktiv …

Da fragte ein interessierter Marktteilnehmer kurz vor Weihnachten 2023 nach „den wirtschaftlichen Ergebnissen der kommerziell betriebenen Golfanlagen im Jahr 2022“. Die Antwort: „Fragen Sie doch bitte im nächsten Jahr um diese Zeit nochmal nach.“

Fakt ist nämlich, dass zum Jahreswechsel 2023/24 gerade einmal die Ergebnisse des Jahres 2021 im Unternehmensregister so umfänglich publiziert sind, dass sie nunmehr als repräsentativ gelten können.

Im Jahr 2021 gab es bundesweit 383 gewerbliche Golfanlagen-Gesellschaften, die jeweils eine einzelne Golfanlage trugen/betrieben. Hinzu kamen 5 Multi-Course-Owner-Gesellschaften (3 x Weiland, 1 x GolfRange, 1 x Bad Griesbach) mit zusammen 25 Golfanlagen.

Bis Anfang 2024 hatten von den 383 Gesellschaften mt Einzel-Anlagen

  • 365 ihren Jahresabschluss 2021 veröffentlicht, davon 
    • 190 positiv (52,1%)
    •     6 neutral  (1,6%)
    • 169 negativ (46,3%)
  • 9 für 2021 ihre Abschlüsse noch nicht publiziert
  • 3 seit mehreren Jahren keine Zahlen geliefert
  • 4 in 2021 die Liquidation abgeschlossen
  • 2 eine Umstrukturierung erfahren (in Golfclubs e.V.)

Wenngleich der Anteil der Gesellschaften mit positiven Jahresabschlüssen im Jahr 2021 mit 52,1% überwiegt, so übersteigt das Gesamtvolumen der Jahresfehlbeträge (22,33 Mio. €) dennoch das der Jahresüberschüsse (18,80 Mio. €), und zwar um das 1,19-fache.

In der Tendenz hat das Volumen der Jahresüberschüsse über die 7 Jahre von 2015 bis 2021 von 8,2 Mio. € auf 18,8 Mio. € deutlich (+ 130%) zugenommen. Das Volumen der Fehlbeträge hat indessen keineswegs in gleichem Maße abgenommen (von -28,2 Mio. € um 21% auf -22,33 Mio. €). Achtung: Die Ergebnisse der Jahre 2020 und 2021 sind wegen der Einflüsse der Corona-Pandemie atypisch (u.a. Kurzarbeit, Corona-Hilfen, Neu-Eintritte, etc.)

Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass rund 45% der gewerblichen Golfanlagen-Gesellschaften in Deutschland im Jahr 2021 ein Ergebnis erwirtschafteten, das zwischen +10.000 € und -10.000 € lag. Bei ursprünglichen Anschaffungs- und Herstellungskosten von 3 bis 5 Millionen Euro (und mehr) für eine 18-Löcher-Golfanlage ist dies für am Kapitalmarkt orientierte Investoren eine völlig unattraktive Rendite.

Gründe für die nach wie vor unzureichende Wirtschaftlichkeit der Mehrzahl der Golfanlagen in Deutschland sind 

  • Golfanlagen an wirtschaftlich nicht ausreichend tragfähigen Standorten (ländlich strukturiert, geringe Bevölkerungsdichte, unterdurchschnittliche Kaufkraft der Bevölkerung)
  • Mangelnde Attraktivität und Marktfähigkeit des Produkts vieler älterer Golfanlagen aufgrund unterbliebener Investitionen. Von den 365 Golfanlagen, die ihre Jahresabschlüsse 2021 publiziert haben, registrierten nur 110 (30%) im Jahr 2021 einen Zuwachs bei den Buchwerten ihrer Sachanlagen. Die Abschreibungen waren bei 70% der gewerblichen Anlagen also höher als die durch Investitionen bedingten Zuschreibungen.
  • Teilweise gravierende Mängel und Defizite in der Professionalität des Managements, bis hin zu Dilettantismus gepaart mit Selbstzufriedenheit. (Im DGV-Golfbarometer bewerten regelmäßig über 90% der deutschen Golfanbieter die wirtschaftliche Situation ihrer Golfanlage als befriedigend oder gut!)

Quelle: Billion, F., Golfmarkt Deutschland 2024. Unveröffentlichter interner Bericht. S. 21 – 23