Was sagen die „Köpfe“ der Golfspieler über die Wirtschaftlichkeit von Golfanlagen?

„Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland steigt, aber wer nur Köpfe zählt, macht es sich zu einfach. Die Realität ist komplexer. Uns fehlen Arztstunden. Und wenn wir nicht endlich entschieden gegensteuern und mehr Ärzte ausbilden, dann wird sich dieser Mangel verschärfen.“ So kommentierte Prof. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Ende März 2018 die Ärztestatistik für das Jahr 2017.

Was für die Ärzte gilt, gilt genauso für die Golfspieler in Deutschland. Da werden seit Jahrzehnten nur die „Köpfe“ gezählt, also die Zahl der in den Golfclubs und bei den gewerblichen Golfanlagen organisierten Golfer. Und zwar inklusive der Doppelzählung von Zweitmitgliedern.

Auch hier ist die Realität komplexer. Und zwar sehr viel komplexer!

Wer angesichts hierzulande der noch leicht steigenden Golfer-Zahlen (nur noch plus 0,91% in der Summe der letzten 3 Jahre von 2015 bis 2017) schlussfolgert, dass damit auch die Zahl der gespielten Golfrunden und sogar die Summe der Beitragseinnahmen steigen würden, der irrt. Aus den einschlägigen Betriebsvergleichen, an denen nur ein Bruchteil der deutschen Golfanlagen teilnimmt und deren Vergleichbarkeit angesichts jährlich wechselnder Teilnehmer eingeschränkt ist, geht hervor, dass die Zahl der gespielten Golfrunden seit Jahren mehr oder weniger stagniert, nämlich im Mittel bei rund 25.000 Runden pro 18-Löcher-Anlage. Bei einer Rundenkapazität von in der Golfsaison (April bis November) ca. 42.000 spielbaren Runden kommt dies einer Auslastung der Golfplätze von rd. 60% gleich. Die deutschen Golfabjagen sind mithin keinesfalls „voll“.

Und die Beiträge der Golfer? Sind „mehr Golfer“ gleichbedeutend mit höheren Beitragseinnahmen?

Nehmen wir nur einmal die Golfanlagen in Niedersachsen/Bremen. Da stieg die Anzahl der organisierten Golfer im Jahr 2017 (nach +0,29% in 2015 und –0,49% in 2016) um +1,37%. Von den 90 Golfanlagen verzeichneten aber 49 Anlagen, also mehr als die Hälfte, Mitglieder-Verluste! Hier wurde Ende 2017 insgesamt 3.219 weniger Mitglieder gezählt als Ende 2016. Das war für diese 49 Anlagen im Schnitt ein Abgang von 66 Mitgliedern pro Anlage. „Gewinner“ mit einem deutlichen Netto-Zuwachs von jeweils mehr als 100 Golfern waren nur 7 Golfanlagen. Wobei die drei Golfanlagen mit den höchsten numerischen Zuwächsen sich dadurch hervortun, dass sie „Fernmitgliedschaften“ anbieten, für die ein Jahresbeitrag in Höhe rd. 300,00 € aufgerufen wird.

Wenn auf mehr als der Hälfte der Golfanlagen „alte“ Mitglieder austreten, die aus früheren Zeiten noch höhere Beiträge gezahlt haben und ein Großteil der Netto-Zuwächse durch „neue“ Golfer zustande kommt, deren Beitrag signifikant niedriger ist als derjenige der ausgeschiedenen Mitglieder, dann kann man leicht überschlagen, dass „mehr Golfer“ in diesem Fall gleichbedeutend sind mit „weniger Beitragseinnahmen“! Da hierzulande der Anteil der Beitragseinnahmen zwischen 70% und 80% der jährlichen Gesamterlöse ausmacht, führt diese Tendenz von „mehr Golfer = weniger Beitragseinnahmen“ bei den bekannt hohen Fixkosten für den Betrieb der Golfanlagen deutlich erkennbar zu einer „Verschärfung des Mangels“ (um nochmals Prof. Montgomery zu zitieren).

Das reine „Zählen der Köpfe“ ist mithin in Sachen „Stärkung der Wirtschaftlichkeit der Golfanlagen“ überhaupt nicht zielführend! Das Köpfezählen -zumal mit der Konnotation, dem Golf in Deutschland gehe es wegen des „Wachstums“ im Großen und Ganzen „gut“- trägt vielmehr zur Vernebelung der wirtschaftlichen Fakten bei.