Nach Corona: Wie gut stehen deutsche Golfanlagen finanziell noch da?

Über die Auswirkungen der durch die -und nach der- Zwangspause erlittenen Umsatzeinbrüche auf die Wirtschaftlichkeit von Golfanlagen

Die „Lübecker Nachrichten“ spekulierten Ende April 2020 über die möglicherweise zu erwartende Pleite eines Golfclubs im Norden. Dem Club würden aufgrund von durch die Corona-Zwangspause entstandenen Greenfee-Ausfällen 50.000 € in der Kasse fehlen. Bei 460 Mitgliedern sei es ohnehin schon schwierig gewesen, den besagten Club noch zu erhalten. Selbst einen benachbarten, finanziell breit aufgestellten Golfclub würden die Corona-Sorgen drücken.

Ob Fake News oder nicht in dem zitierten Fall: Tatsache ist, dass den deutschen Golfanlagen während der rund sieben-wöchigen Corona-Zwangspause im Mittel mindestens rund 50.000 € an Einnahmen aus dem operativen Geschäft (Greenfees, Driving Range, Pro Shop, Turniere, Sponsoring, etc.) weggebrochen sind. Umsatzeinbußen aus der geschlossenen Gastronomie noch gar nicht mit eingerechnet. Die Kosten für Betrieb und Unterhalt der Golfanlagen hingegen liefen in der Zwangspause nahezu unvermindert weiter.

Die Frage ist, ob das bisher entstandene 50.000 €-Loch in der Kasse über den Lauf der restlichen Golfsaison durch gesteigerte Umsätze wieder wird aufgefüllt werden können. Derzeit hat es eher den Anschein, als würde die Liquidität auf vielen Golfanlagen eher noch weiter beeinträchtigt. Greenfeespieler halten sich zurück, die Neumitgliedergewinnung läuft nur schleppend an, mit Einnahmen budgetierte Veranstaltungen werden abgesagt, Sponsoren wägen ihre Engagements ab. Aus dem bisherigen 50.000-€-Finanzloch könnte bis zum Ende des Wirtschaftsjahres mancherorts durchaus noch ein 100.000-€-Loch werden.

Ein Rückgang des Betriebsergebnisses um 100.000 € im Wirtschaftsjahr 2020 wäre für viele deutsche Golfanlagen vielleicht noch nicht der Ruin, aber mit Sicherheit ein bitterer Einschnitt. Zumal (wie in dem Fall, von dem in den Lübecker Nachrichten die Rede war) ein Großteil der Golfanlagen unter finanziellen „Vorerkrankungen“ leidet. Von rund 55% der publizitätspflichtigen gewerblichen Golfanlagen in Deutschland ist bekannt, dass sie rote Zahlen schreiben, bei vereinseigenen Golfanlagen dürfte die Lage nicht viel anders aussehen. Selbst bei Clubs und Betreibern mit ausgeglichenen Betriebshaushalt fehlen vielerorts die Mittel für notwendige Investitionen.

20% der deutschen Golfanlagen erwirtschaften Jahr für Jahr Fehlbeträge in Höhe von mehr als 100.000 € und sind in ihrer Existenz gefährdet. Die Perspektiven für eine solide Zukunftssicherung nach Corona sind für diese 20% -zumal für diejenigen unter ihnen, die aus ihrem „Dornröschenschlaf“ nicht herauskommen- gewiss nicht rosig.

In dieser Situation gibt es aber auch Lichtblicke! Ja, es gibt Golfanlagen, die selbst während der Corona-Zwangspause eine beachtliche Zahl neuer Mitglieder gewonnen haben. Es gibt Golfanlagen, die in der Zwangspause praktikable Ideen für die Erschließung neuer Einnahmequellen entwickelt haben. Und es gibt Golfanlagen, in deren nach der Zwangspause angepassten Budgets die Umsatzeinbußen bis zum Jahresende sogar komplett wieder ausgeglichen sein sollen.

Drücken wir mal die Daumen, dass diese aktuellen „Best Practice“-Beispiele Schule machen. Ansonsten wird es mit der Wirtschaftlichkeit der Mehrzahl deutscher Golfanlagen am Ende dieses Jahres wohl ziemlich finster aussehen …