21 Jan Mitgliederzahlen im deutschen Golf: „Friede, Freude, Eierkuchen“?
„Deutsches Golf wächst weiter“, schwärmt der DGV in seiner Pressemitteilung 5/2016 vom 20.01.2016. Deutschland stünde durchaus gut da. Und, so der DGV-Präsident: Man wolle „einen eindeutigen Wachstumstrend schaffen“. Da lohnt es sich doch, mal etwas genauer hinzuschauen.
Mini-Wachstum: Die Gesamtzahl der registrierten Golfer nahm im Jahr 2015 in der Tat um 1.044 (2014: + 1.402) zu. Dieser Zuwachs um 0,16% (2014: + 0,22%) ist die geringste Wachstumsquote, die vom DGV nach dem 2. Weltkrieg jemals verzeichnet wurde.
1,5 neue Golfer pro Golfanlage: Im statistischen Mittel gewann jede der 727 deutschen Golfanlagen im vergangenen Jahr per Saldo knapp 1,5 neue Golfer hinzu. Die Clubs und Betreiber haben es 2015 immerhin geschafft, 50.571 Neugolfer zu akquirieren. Aber: Gleichzeitig meldeten sich 49.527 Golfer aus dem organisierten Golf ab.
Altherren-Anteil steigt weiter: In den Altersgruppen bis 50 Jahre gab es 2015 eine Abnahme um 9.900 Golfer. Dafür nahm der Anteil der Golfer über 50 Jahre um knapp 11.000 zu. Davon waren 70% Männer. Der Anteil weiblicher Golfer nahm weiter ab.
Verluste im Südwesten, Gewinne in der Mitte und im Osten: Golfanlagen in den LGV Baden-Württemberg und insbesondere Rheinland-Pfalz/Saarland verloren Mitglieder. Dagegen konnten in den LGV Hessen sowie Berlin-Brandenburg überdurchschnittlich viele Mitglieder hinzu gewonnen werden.
Golfplatz-Bau auf dem Nullpunkt: Die Zahl der beim DGV als „vorgabenwirksam“ bespielten Golfplätze sank im Jahr 2015 um einen Platz auf nunmehr 727.
Die aktuellen Zahlen des DGV zeigen ein differenziertes Bild von Zuwächsen und Abnahmen, anders als noch in einem Interview des DGV-Präsidenten im Dezember 2015, als dieser einem Journalisten der SZ erklärte: „Keine rückläufige Mitgliederentwicklung“, „Noch nie Verluste bei den Mitgliederzahlen“.
Und bei ganz genauem Hinsehen zeigen sich sogar (mindestens) zwei ganz massive Probleme:
1. Golf in Deutschland: Mehr denn je ein „Altherrenvergnügen“: In den jüngeren Altersgruppen und bei weiblichen Golfern registriert der DGV seit Jahren anhaltende Verluste. Demographische Daten organisierter Golfer zeigen: Golf in Deutschland wird zunehmend zu einem „Altherren-Vergnügen“. Was heute noch charmant erscheinen mag (die Silver Generation hat Zeit und Geld für Golf), kann morgen zu einer irreversiblen Überalterung auf den Golfanlagen führen.
2. Die wirtschaftliche Stabilität von Golfanlagen ist gefährdet: Es gibt, neben dem massenhaften Ausstieg aus dem organisierten Golf, zunehmend interne Wanderungsbewegungen, heraus aus wohnortnahen Vollzahler-Mitgliedschaften und hinein in kostengünstigere Fern- und Wenig-spieler-Mitgliedschaften. Dadurch kann die wirtschaftliche Basis betroffener Golfanlagen, die zur Deckung der Betriebs-, Investitions- und Finanzierungskosten auf nachhaltig stabile Mitgliedsbeiträge angewiesen sind, ins Wanken geraten.
Und so sind wir mal gespannt, wie der vom DGV-Präsidenten propagierte „eindeutige Wachstumstrend“ denn in Zukunft konkret gestaltet werden wird ….