Golfmarkt Deutschland: Überkapazitäten + Preisdruck + abnehmende Kundenbindung = „Zufriedenheit“ der Golfclubs?

Der Golfmarkt Deutschland sei „generell stabil“. Die Abnahme der Zahl organisierter Golfer im Jahr 2018 sei „nicht beunruhigend.“ Das Golfspiel werde halt „vielfach nicht mehr in der klassischen Anbindung an eine Golfanlage ausgeübt“. So einige Meinungen zur aktuellen Lage.

Fakt ist: Der deutsche Golfmarkt ist seit Ende der 90er Jahre belastet durch erhebliche Überkapazitäten. Viele Golfanlagen seien „am Bedarf vorbei gebaut“ worden, wusste der damalige Präsident des DGV, Dr. Wolfang Scheuer, schon vor Jahre

Als Folge des Überangebots gerieten Golfanlagen, insbesondere solche an Standorten mit geringer Bevölkerungsdichte und unterdurchschnittlicher Kaufkraft, mithin mit nur geringem Golfmarkt-Potenzial, zunehmend unter Preisdruck. Sonderangebote und Rabatte bis hin zum Preisdumping sind auf deutschen Golfanlagen inzwischen an der Tagesordnung, sowohl bei den Greenfees als insbesondere auch dort, wo es am meisten weh tut, nämlich bei den Mitgliedschaften.

Dabei haben sich die eingeräumten Rabatte keineswegs als wirtschaftliches Heilmittel erwiesen. Das Gegenteil ist der Fall. Im durch die Nachfrager geprägten Golfmarkt hat der Preisdruck vielmehr zu Verlusten der Kundenbindung geführt. Langjährige Mitglieder treten aus ihren Golfclubs aus, neu gewonnene Mitglieder verabschieden sich nach nur wenigen Jahren wieder, bisherige Vollzahler wechseln in sog. „nutzungsabhängige“ Spielrechte (Fern-, Gast-, Greenfee-, Wochentags-, Wenigspieler-Mitgliedschaften).

Das führt zu einer Erosion sowohl der Mitglieder-Zahlen (1) als auch der Höhe der von Mitgliedern gezahlten Beiträge. „Walk ins“ (nicht an Golfanlagen gebundene, auf Schnäppchen erpichte Greenfeespieler) und „Fern“-Mitglieder (die nach Angaben eines führenden Anbieters solcher Mitgliedschaften inzwischen bis zu einem Drittel aller organisierten Golfer in Deutschland ausmachen sollen) bringen nicht genügend Umsatz auf die Golfanlagen. Erschwerend kommt hinzu, dass sinkenden Einnahmen/Umsatzerlösen von Jahr zu Jahr steigende Kosten des Betriebs der Golfanlagen gegenüberstehen.

Die Einschätzung, dass es den Golfanlagen in dieser Situation tatsächlich „gut“ gehe, ist angesichts mehrheitlich negativer Jahresabschlüsse deutscher Golfanlagenbetreiber nicht nachvollziehbar. Wenn bei Umfragen heraus kommt, dass Golfclubs mit ihrer Situation „zufrieden“ seien, so erinnert eine solche Einschätzung leider nur allzu sehr an das sprichwörtliche „Pfeifen im Walde“.

 

(1) In jedem (!) der letzten sechs Jahre (von 2013 bis 2018) nahm die Zahl der weiblichen Golfclub-Mitglieder ab. Von den 12 Landesgolfverbänden verzeichneten 10 LGV in den letzten fünf Jahren (2014 bis 2018) Mitglieder-Rückgänge, und zwar 4 LGV in einem Jahr, 1 LGV in zwei Jahren, 4 LGV in drei Jahren und 1 LGV in vier Jahren. Nur 2 LGV blieben in diesem 5-Jahres-Zeitraum von Mitgliederschwund verschont.