Golf in Deutschland: „Im Großen und Ganzen zufrieden“?

Jedes Ding hat zwei Seiten. Aus den Niederungen der Praxis sieht der Golfmarkt Deutschland anders aus!

Aus der globalen Vogelperspektive von Vorstand und Präsidium des DGV steht es um die Golfbranche in Deutschland gar nicht so schlecht. Man sei „im Großen und Ganzen zufrieden“. Warum? Im Jahr 2016 verzeichnete der DGV wieder einen -wenn auch nur kleinen- Zuwachs an organisierten Golfern. Das Wachstum spült mehr Geld in den Kassen der Administration in Wiesbaden. Die Clubs und Betreiber führen ja schließlich für jeden registrierten Golfer einen Verbandsbeitrag in gleicher Höhe ab, unabhängig davon, was das einzelne Clubmitglied an seine Heimatgolfanlage zahlt.

Aus der lokalen Froschperspektive derjenigen, die auf den Golfanlagen das Gras mähen und sich um ihre (mehr oder weniger) golfenden Kunden kümmern, sieht die Golfwelt indessen anders aus:

Seit Jahren laufen den Golfanlagen die Frauen weg. Die jüngeren Golfer im Alter bis zu 50 Jahren werden von Jahr zu Jahr weniger. 62% der organisierten Golfer sind inzwischen im Alter von 50+. Immer mehr Golfer entscheiden sich aus Zeitgründen für sog. „nutzungsabhängige“ (sprich: kostengünstigere) Spielrechte. Oder aus Altersgründen für eine Passivierung (beitragsreduziert). Da kommt bei vielen Golfanlagen selbst bei zahlenmäßig mehr Golfern (!) unter dem Strich weniger Geld in die Kassen. So dass Golfanlagen in Deutschland -bei nicht weiter reduzierbaren hohen Fixkosten des Betriebs- mehrheitlich negative Jahresergebnisse (Verluste) erwirtschaften. Und die bisher aufgewandten Investitionen in die Golfanlagen aufgrund mangelnder Ertragskraft an Wert verlieren.

Wer mag angesichts solcher Entwicklungen ernsthaft von „Zufriedenheit“ sprechen? Es würde der Zukunft des Golfs in Deutschland nicht schaden, wenn diejenigen, welche die Branche aus der Vogelperspektive zu betrachten belieben, die Entwicklungen mal aus der Perspektive der betrieblichen Praxis ansehen würden.