Alarmsignale aus der deutschen Golfbranche

 

 Aus dem deutschen Golfmarkt kommen Alarmsignale. Die Zahl der organisierten Golfer ist im Jahre 2018 gesunken. Vor allem Frauen und jüngere Golfer kehren den Golfclubs schon seit Jahren den Rücken. Golfanlagen stehen massiv unter Druck. Der Golfmarkt ist hart umkämpft. Das Geschäft ist enorm schwierig geworden. Derart herausfordernde Zeiten hat es auf dem deutschen Golfmarkt in den letzten 50 Jahren nicht gegeben.

Auf deutschen Golfanlagen läuft es alles andere als rund. Kaum jemand traut sich zu sagen, wie schlecht es wirklich läuft. Manche wissen es aber auch nicht oder wollen es nicht wissen.

Fakt ist: Gewerbliche Golfanlagen in Deutschland (über 60% aller deutschen Golfanlagen) erwirtschaften seit Jahren Verluste (Jahresfehlbeträge). Das Gesamtvolumen der negativen Jahresergebnisse summierte sich im Wirtschaftsjahr 2017 mit rd. -22,7 Mio. € auf das 2,5-fache des Gesamtwertes der positiven Jahresergebnisse (+8,9 Mio. €). Für vereinseigene Golfanlagen (e.V.-Plätze) liegen entsprechende Zahlen nicht flächendeckend vor; ihre wirtschaftliche Lage dürfte sich von derjenigen gewerblicher Golfanlagen aber nicht sonderlich unterscheiden.

Diese Situation resultiert zu einem Großteil aus der Schaffung erheblicher Golfplatz-Überkapazitäten in den 90er Jahren: Von 1990 bis 1999 wurden in Deutschland fast 300 (!) neue Golfplätze eröffnet (heutige Gesamtzahl: 740 Anlagen) Viele dieser Golfplätze entstanden in bevölkerungsarmen Regionen mit nur schwacher Kaufkraft und ohne ausreichende Nachfrage-Potenziale. Sie wurden (so der frühere Präsident des DGV, Dr. Wolfgang Scheuer) „am Markt vorbei gebaut“.

Die Folge des geradezu exorbitant gestiegenen Angebots der 90er Jahre war ein Verdrängungswettbewerb „über den Preis“. Zudem sind inzwischen -infolge des über die Jahre veränderten Kundenverhaltens- zunehmend „nutzungsabhängige Mitgliedschaftsformen“ mit kostengünstigeren Spielrechten immer mehr auf dem Vormarsch (9-Löcher-, Wochentags-, Greenfee-, Kurzplatz-Mitgliedschaften, etc.).

Die Folge: Auf vielen Golfanlagen sinkt der durchschnittliche jährliche Mitgliedsbeitrag. Bei den Greenfee-Preisen herrscht in manchen Regionen eine gnadenlose „Rabattitis“. Unter dem Strich stagnieren vielerorts die Umsatzerlöse (oder sinken sogar), wohingegen die Kosten (Personal, Platzpflege, Gebäudeunterhalt, Verwaltung, Grundstückspachten, etc.) von Jahr zu Jahr weiter steigen. Kein Wunder, dass die Jahresergebnisse vieler Golfanlagen ins Negative drehen.

So weit, so schlecht. Ausgerechnet in dieser angespannten wirtschaftlichen Situation kommt hinzu, dass in den kommenden Jahren auf deutschen Golfanlagen mehr Geld benötigt als je zuvor. Der Löwenanteil der deutschen Golfanlagen hat inzwischen ein Alter von 25 Jahren und mehr erreicht. Da sind in vielen Bereichen Investitionen für Renovationen fällig: Bei der Beregnungsanlage, bei den Grüns, bei den Bunkern, bei den Drainagen, etc. Golfanlagen, die angesichts finanzieller Engpässe solche Renovationen nicht (oder nicht ausreichend) durchführen können, geraten mit der Qualität ihrer Produkte ins Hintertreffen. Ein derart bedingter Wettbewerbs-Nachteil kann zu einer weiteren Verschlechterung der finanziellen Situation führen.

Die Alarmsignale sind inzwischen unüberhörbar. Sie müssen in der deutschen Golfbranche dazu führen, dass (endlich) Lösungen gefunden werden. Golfanlagen müssen raus aus der „Beliebigkeits-Falle“ des „Alleskönnertums“. Jede Golfanlage braucht für sich eine klare Positionierung, deutlich jenseits der ubiquitären Selbstdarstellung, man habe „einen der schönsten Golfplätze der Region“. Deutsche Golfanjagen brauchen klare Geschäftsmodelle und Zukunftskonzepte, mit denen sie sich im zunehmend schwieriger werdenden Markt vom Wettbewerb absetzen. Es ist an der Zeit, diese Strategie-Hausaufgaben alsbald zu bewältigen. Jedenfalls noch, bevor die Hausbank im Rahmen einer Fortführungsprognose danach fragt …