1,3 Millionen aktive Golfer in Deutschland?

Es gebe „1,3 Millionen aktive Golfer in unserem Land“ sagte Jörg Schlockermann, Leiter Kommunikation und Marketing in der Geschäftsstelle des DGV, dem Sport-Informations-Dienst (SID) im September 2015.

Mit dieser Zahl sollte wohl belegt werden, dass Golf hierzulande keine „Randsportart“ sei. Als „Randsportart“ hatte -einer Meldung des „Spiegel“ zufolge- nämlich das Bundesfinanzministerium den Golfsport im Zusammenhang mit der Diskussion um das für die Austragung des Ryder Cups beantragte Steuerprivileg eingestuft.

Nun rätselt die Fachwelt, wie die zitierte Zahl der angeblich „1,3 Millionen aktiven Golfer“ zustande kommt. Beim DGV waren Ende 2014 knapp 640.000 organisierte Golfer registriert. Wobei in den Betriebsvergleichen des DGV rund 8% der organisierten Golfer als „passiv“ eingestuft werden. Bleiben mithin circa 590.000 „aktive“ organisierte Golfer.

Nach der Publikation „Sport als Wirtschaftsbranche“ von Preuß/Alfs/Ahlert gab es im Jahre 2012 in Deutschland, inklusive nicht organisierter Golfer, insgesamt 1,184 Millionen Golfspieler. Diese Zahl passt zu den Erkenntnissen aus einer im Jahre 2011 durch die VcG beauftragten Analyse, die auf 618.000 nicht organisierte Golfer kam. Davon spielen allerdings nur 78.000 Golfer mehr als 6-mal im Jahr.

Ist die 1,3 Millionen-Aussage des Marketingleiters der DGV-Geschäftsstelle wirklich ein gutes Argument für die deutsche Ryder Cup-Bewerbung 2022?

Die Attraktivität einer Sportart liegt im Auge des Betrachters“, so Jörg Stratmann, Redaktionsleiter der Zeitschrift „Faktor Sport“ des DOSB. Und weiter, sehr zutreffend: „Mit dem Begriff der Randsportart ist in der modernen Beziehung zwischen Sport und Medien in erster Linie gemeint, dass einer Disziplin wenig öffentliche Aufmerksamkeit geschenkt wird und sie ökonomisch gesehen keine Höchstwerte erreicht.“

Warum hat die DGV-Kommunikationsabteilung nicht mit den positiven wirtschaftlichen Auswirkungen der Austragung des Ryder Cups argumentiert?

Der Ryder Cup in Celtic Manor 2010 brachte wirtschaftliche Effekte in Höhe von 82,4 Mio. Pfund Sterling für Wales. 69% der Zuschauer waren aus dem Ausland gekommen. Die Effekte des Ryder Cup 2014 in Gleneagles auf die schottische Wirtschaft wurden sogar mit 106 Mio. Pfund Sterling ermittelt.

Wären nicht die im Zusammenhang mit einer Ausrichtung des Ryders Cups 2022 in Bad Saarow in die Region strömenden zusätzlichen Umsätze von erwartbar jenseits der 100 Mio. €-Schwelle ein sehr viel besseres Argument seitens des DGV gewesen? Der Finanzminister rechnet bekanntlich nicht in Golfer-Zahlen, sondern in Euro!